Von strahlendem Sonnenschein zu stockfinsterer Nacht – unsere Augen passen sich an extreme Helligkeitsstufen an. Unter Nachtsehen versteht man das Sehen im Dunkeln, auch skotopisches Sehen genannt. Bei diesem kommen die Stäbchen im menschlichen Auge zum Einsatz – diese sind jedoch farbenblind, woraus sich die Redewendung „nachts sind alle Katzen grau“ ableiten lässt. Denn nachts sehen wir keine Farben, sondern nur unterschiedliche Grauabstufungen. Das Sehen am Tag wird als photopisches Sehen bezeichnet, das Sehen im Dämmerlicht ist ein Zwischenzustand, diesen nennt man mesopisches Sehen. Um von Tagsehen auf Nachtsehen umzuschalten, benötigt das menschliche Auge rund 25 Minuten zur Dunkeladaption.
Die Zuständigkeit der Stäbchen beim Nachtsehen
Das Tageslicht zu sehen ist Aufgabe des Zapfens in der Netzhaut, die in drei Varianten für die Grundfarben Blau, Rot und Grün ausgeprägt sind. Die Stäbchen hingegen sind deutlich lichtempfindlicher, sodass sie nur Helligkeitsabstufungen und Grautöne unterscheiden können. Dadurch ist die Sehschärfe nachts deutlich geringer und Gegenstände mit geringem Kontrast werden nicht mehr richtig wahrgenommen. Die Pupille weitet sich nachts übrigens um das bis zu 16-Fache im Vergleich zu maximaler Helligkeit am Tag, um mehr Lichtstrahlen auf die Netzhaut kommen zu lassen.
In der Dämmerung sind übrigens Zapfen und Stäbchen für das Sehen zuständig, was die Erforschung des Sehprozesses so komplex gemacht hat. Es hat mehrere Jahrzehnte gedauert, bis die internationale Beleuchtungskommission eine klare Empfehlung für die Lichtverhältnisse im Straßenverkehr in der Morgen- und Abenddämmerung geben konnte.